Nachruf von Peter Mulacz auf den Parapsychologen Heinz Berendt

 

 

Heinz Ch. BERENDT  1911 - 1996

von W. Peter MULACZ, Wien

[Illustrationen]

 



Wer würde sich nicht des Auftretens von Uri Geller erinnern? Damals, vor rund zwanzig Jahren, ist ein neues Phänomen demonstriert worden, das Paranormale Metall-Biegen (PMB), ein (innerhalb gewisser Grenzen) reproduzierbarer Makro-PK-Effekt. In allen Ländern sind vor allem Kinder und Jugendliche aufgetreten, die PMB demonstrieren haben können. Auch ich hatte Gelegenheit, in Österreich an zwei solchen Kindern Beobachtungen vornehmen zu können; die umfangreichste Untersuchung dieser Art verdanken wir jedoch wohl John Hasted in Großbritannien. Sei es, dass diese "Mode" abgeebbt ist, sei es, dass die betreffenden Personen einfach mit fortschreitendem Alter diese Fähigkeit verloren haben: es sind mir (von Geller selbst abgesehen) nur zwei "Metallbieger" bekannt, die diese "Fähigkeit" – wenn man von einer solchen sprechen kann – ins Erwachsenenalter haben mitnehmen können: Silvio Meier in der Schweiz und Rony Marcus in Israel. Silvio ist vor allem von Bernhard Wälti untersucht worden, Rony (den mehrfach zu beobachten ich auch Gelegenheit hatte) von Heinz Berendt, dessen Andenken wir hier gedenken wollen, und dessen Anliegen es vor allem in seinen letzten aktiven Jahren in der Parapsychologie gewesen ist, das Phänomen des PMB durch entsprechende Video-Dokumentation als geradezu standardisiert-reproduzierbares Phänomen zu etablieren. (Dass er dabei nicht reüssieren hat können, ist auf systemimmanente Probleme zurückzuführen und tut seinen Verdiensten, sich redlich nach Kräften bemüht zu haben, keinerlei Abbruch.)

Heinz Chaim Berendt, 1911 in Berlin geboren, emigrierte 1933 kurz nach seiner Promotion zum Dr. med. dent. zunächst nach Dänemark, in weiterer Folge nach dem damaligen Palästina, wo er sich in Jerusalem als Zahnarzt niederließ, ein Fach, in dem er später auch Vorlesungen an der Hebräischen Universität hielt (über Zahnärztliche Röntgenologie) und in dem er sich vor allem in Orthodontie qualifizierte.

Seine eingehendere Beschäftigung mit Fragen der Parapsychologie begann 1951 mit einem Briefwechsel mit J. B. Rhine. 1958 gründete er, gemeinsam mit anderen, die "Parapsychologische Studiengruppe Jerusalem", aus der dann die "Israelische Parapsychologische Gesellschaft" hervorging, deren Präsident er von 1962 bis 1977 war. (Die Gesellschaft ist später praktisch eingegangen; seit einigen Jahren gibt es jedoch Versuche, sie wiederzubeleben.) Damals stand er auch in Korrespondenz mit C. G. Jung. Im Jahre 1966 unternahm er mit Hilfe eines Reisestipendiums der Parapsychology Foundation, New York, eine ausgedehnte Rundreise in die USA und nach Europa, um alle wichtigen Forschungsstätten zu besuchen. Seit damals war er auch ein häufig und gern gesehener Teilnehmer an internationalen parapsychologischen Kongressen verschiedener Veranstalter (Parapsychology Foundation, Parapsychological Association, Society for Psychical Research, Imago Mundi – er war Mitglied von PA und SPR und Ehrenmitglied von IM). Im Laufe der Jahre hielt er Vorträge über parapsychologische Themen in zahlreichen Ländern; später pflegte er jährlich einmal eine Europareise zu unternehmen und dies, wenn angängig, mit einem Kongreßbesuch zu verbinden oder bloß alte Freunde wiederzusehen, wie Hans Bender in Freiburg i. Br., Matthias Güldenstein in Basel oder mich in Wien.

Um den Menschen – und nicht bloß den Parapsychologen – Heinz Berendt zu porträtieren, muß auch kurz auf seine anderen Interessen hingewiesen sein: zunächst im Rahmen der Psychologie auf Fragen der Ausdruckskunde (Klages) und insbesondere der Graphologie, darüber hinaus aber vor allem auf seine künstlerischen Interessen. Während er in der Musik bloß Liebhaber und "Konsument" blieb, war er im Rahmen der bildenden Kunst auch sein Leben lang selbst schöpferisch tätig. Seine Liebe gehörten der Zeichnung und insbesondere dem Linolschnitt (also Schwarz-Weiß-Kunst, wohl deshalb, weil er selbst rot-grün-blind war), aber auch der Photographie. In seinen letzten Jahren hat er vor allem Plastiken gestaltet, und zwar Porträtköpfe. Seine Werke sind in mehreren Ausstellungen einem größeren Publikum vorgestellt worden.

Abschließend zurück zur Parapsychologie: Heinz Berendt hat das erste Buch auf diesem Sachgebiet in hebräischer Sprache publiziert; seine anderen Publikationen in Buchform sind alle auf deutsch erschienen (siehe unten), weiters zahlreiche Aufsätze in deutscher und englischer Sprache. Im wesentlichen ist er der deutschsprachigen parapsychologischen Tradition verhaftet geblieben, wobei es wohl sein Hauptverdienst gewesen ist, eine Brücke zwischen dem Nahen Osten und seiner alten Heimat Deutschland geschlagen zu haben. – Unser Kollege und Freund Heinz Chaim Berendt ist am 2. November 1996 in Jerusalem verstorben.

           

Zwei Selbstporträts von Heinz BERENDT
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Two self-portraits (84 KB)
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Auswahlbibliographie:

        "Urban-Taschenbücher" Bd. 143. Vlg. Kohlhammer, Stuttgart 1972, ²1974

        Herderbücherei Bd. 1022. Vlg. Herder, Freiburg 1983

        Herderbücherei Bd. 1142. Vlg. Herder, Freiburg 1985

        Herderbücherei Bd. 1225. Vlg. Herder, Freiburg 1986

        [enthält auch Text- & Bildmaterial von W. P. Mulacz]

        

(Hrsg.) Wilhelm von Scholz: Der Zufall und das Schicksal. Erweiterte Neuausgabe als Herder-Taschenbuch. Vlg. Herder, Freiburg 1983

           
ã Peter MULACZ

 

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